Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Haseloff,
es steht zu befürchten, daß der Ortsname Bad Suderode keine positiven Assoziationen bei Ihnen auslöst. Die Ereignisse der letzten Jahre waren für Sie als Politiker, aber auch für mich als Bürger dieses Ortes durchaus unerfreulich.
Ich wende mich heute mit diesem offenen Schreiben an Sie mit der Bitte, sich
trotz allen Unmutes nochmals mit diesem Ort zu beschäftigen. Ich möchte Ihnen
als Bürger des Ortes schildern, welche Konsequenzen die getroffenen Entscheidungen
des Landes für Bad Suderode, aber gleichermaßen auch für Gernrode haben.
Die Schließung des Kurzentrums und der Versuch des Verkaufs haben den Ort erschreckend verändert. Ein bisher langsam aber stetig wachsender Kurort ist nun paralysiert. Die Gastgeber des Ortes, die nicht unerheblich in ihre Ferienhäuser und Hotels investiert haben und deren Existenz zum Teil oder gänzlich von den Einnahmen abhängt, müssen einen raschen Rückgang der Nachfrage hinnehmen. Und viele denken – schweren Herzens – über Schließung und Verkauf nach.
Die Zukunft des Kurzentrums bleibt nach den jüngsten Entwicklungen weiterhin unklar. Anfragen der Gäste, ob absehbar wieder der Kurbetrieb aufgenommen wird, müssen unbeantwortet bleiben.
Die Geschäfte des Ortes haben zunehmend Probleme das Minimum für ein Weiterexisitieren zu erwirtschaften.
Im Gesamtresultat ist eine Situation entstanden, die kein Bürger des Ortes will, schon gar nicht verstehen und akzeptieren kann: Eine wachsende, funktionierende, sich stetig entwickelnde Gemeinde wird langsam chancenlos.
- Hat der neue Investor nun das Kurzentrum erworben oder nicht?
- Wird das Bad wie versprochen im Sommer wieder eröffnet?
- Welche Konzepte für die Fortsetzung des Kurbetriebes sind nun vorgesehen?
- Wie ist der zeitliche Ablauf der Neustrukturierung?
Können Sie verstehen, Herr Ministerpräsident, dass diese Fragen alle Bürger des Ortes bewegen?
Können Sie verstehen, dass wir auch das Gefühl haben ein Recht auf eine ordentliche Information und klare Perspektiven zu haben?
Und können sie verstehen, dass uns die Zeit davonläuft?
Es ist unser Lebensmittelpunkt, der betroffen ist.
Eine lange Wartezeit ist für viele Betriebe nicht finanzierbar. Und es entstehen absehbar irreparable Schäden an der Struktur des Kurortes.
Und wir denken, das Land ist weiterhin in der Pflicht gemeinsam mit der Stadt Quedlinburg eine sinnvolle und rasche Lösung herbeizuführen.
Und auch: Wenn es unser Land ernst meint mit dem Ansinnen, Menschen in unserem Land zu halten, dann sollte man keine Situation schaffen, die Menschen aus Ihrem Ort vertreibt. Wie soll ein Bürger dieses Ortes verstehen, dass die Basis für die Entwicklung dieses Ortes so zur Disposition gestellt wurde? Das qualifizierte Personal des Kurzentrums hat den Ort verlassen und sich neu orientiert. Selbst wenn der neue Investor, so es einen gibt, qualifiziertes Personal wollte, das sich auch mit den örtlichen Gegebenheiten auskennt, wird er einige Zeit brauchen um ein neues Team zu rekrutieren.
Die Schließung und Veräußerung des Kurzentrums ist keine Maßnahme, die zu den erklärten demographischen Zielen der Landespolitik passt. Es gibt in Sachsen-Anhalt leider zu viele Orte, die ums Überleben kämpfen, denen die Bevölkerung davonläuft. Um so unverständlicher ist es dann, dass ein Ort , der ausnahmsweise im Wachstum begriffen und recht gut saniert war, zur Disposition gestellt wird. Bei der gegebenen demographischen Situation müsste es eher sinnvoll sein, gut strukturierte Orte zu fördern und zu erhalten. Es werden diese Orte sein, die ihre Bürger in Sachsen-Anhalt halten und Menschen, die sterbende Orte verlassen, anziehen. Es gibt ja nun wirklich nicht so viele Kurorte im Lande, auch nicht viele Orte, die im touristischen Kerngebiet liegen wie Bad Suderode.
Sind nicht gerade solche Orte wichtige Fundamente einer gesunden touristischen Entwicklung einer ganzen Region?
- Erhalt und Förderung des Kurzentrums Bad Suderode sind auch weiterhin sinnvoll und richtig.
- Das Kurzentrum an einen privaten Investor zu verkaufen ist auch weiterhin eine problematische Entscheidung mit unkalkulierbarem Ausgang, weil man die Möglichkeit, das Konzept der Einrichtung zu steuern, aus der Hand gibt.
Und warum sollte eine kommunale Einrichtung nicht genauso erfolgreich sein können wie ein Privatinvestor? Warum sollte eine kommunale Gesellschaft nicht in der Lage sein, ein wirklich gutes Managment auf die Beine zu stellen?
Ein Privatinvestor ist einem kommunalen Kurbetrieb nicht gleichwertig. Er hat kein
wirkliches Interesse an der Vermarktung des Ortes.
So erscheint es sinnvoll, die geplante Privatisierung nochmals zu überdenken. Quedlinburg und Bad Suderode würden gleichermaßen von einer solchen neuen Bewertung und Entscheidung profitieren. Quedlinburg sollte, ebenso wie das Land, ein großes Interesse haben, Bad Suderode als seinen Kurort zu erhalten und weiter zu entwickeln.
Die letzen Jahre waren für (noch Bad) Suderode und Quedlinburg schwere Jahre.
Die Eingemeindung Bad Suderodes hat für erhebliche Irritationen gesorgt. Nicht weil Bad Suderode ein unangenehmes Widerstandsnest ist, sondern weil die Bürger des Ortes genau das befürchtet haben, was nun eintritt: Dass die Basis für eine gute Weiterentwicklung des Ortes zerstört ist und die Landesregierung das billigend in Kauf nimmt.
So geht es mir mit diesem Schreiben im Wesentlichen um Eines:
Ihnen zu sagen, dass Sie mit den getroffenen Entscheidungen Ihren eigenen politischen Absichten und Prinzipien untreu geworden sind. Und dass Sie die Gelegenheit nutzen sollten, diese Entscheidung zu revidieren.
Es würde den verlorenen Glauben Vieler daran, dass Politik treuhänderisch die Interessen
der Bürger vertritt, wieder herstellen.
Mit freundlichem Gruß
Dr. Bernd Mühlhäusler, Bürgerforum Quedlinburg e.V.
Dem kann man nur zustimmen.
Dem offenen Brief von Dr.Mühlhäusler an den Ministerpräsidenten kann man nur zustimmen.
Fördermittel stammen aus dem Steueraufkommen. Das verpflichtet dafür Sorge zu tragen das nachhaltige Effekte entstehen, und nicht durch übereilten Entzug begonnene Entwicklungen abbrechen.
Oder ist es aus parteipolitischen Gründen so gewollt?
Förderpolitik nach Parteibuch ?