In den nächsten Wochen nehmen mehrere Projekte in Quedlinburg Gestalt an

Leider sind sie nicht alle ein ungetrübter Grund zur Freude.

1) Finanzamt Harz

Das neue Finanzamt im ehemaligen Mertik-Gebäude ist sicher ein Grund zur Freude für Quedlinburg. Es werden Arbeitsplätze in der Stadt gesichert, Mitarbeiter aus anderen Orten werden Quedlinburg besser kennen lernen und zum Teil sicher auch hier einkaufen und andere Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Darüber hinaus ist das Finanzamt ein Segen für das Stadtbild und die urbane Entwicklung im ehemaligen Industriegelände entlang der Bahnanlagen. Es wäre wichtig, dass die Stadtplaner sich nun Gedanken um die Entwicklung der restlichen Mertik-Flächen machen würden und so möglichen Investoren einerseits klare Vorgaben und andererseits Planungssicherheit geben würden. Also, liebes Bauamt: Ran an die Arbeit!

2) Mettehof

Am 8. Oktober eröffnet das neue Einkaufszentrum „Mettehof“. Es ist zwar ein Schandfleck am Stadtring verschwunden, aber auch ein Erbe Quedlinburgs, ein Zeuge einer Zeit, als die großen Saatzuchtbetriebe Quedlinburg zu Wachstum und Wohlstand verholfen haben. Schade drum!

Ob der Mettehof Quedlinburg nun zum überregionalen Einkaufsziel macht, ist zu bezweifeln. In erreichbarer Nähe gibt es viel zu große Konkurenz. Laut Einzelhandelsgutachten werden voraussichtlich Menschen aus den harznahen Orten südlich von Quedlinburg diese Adresse ansteuern. Leider liegt das Einkaufszentrum außerhalb der Innenstadt und gefährdet somit den überaus wichtigen innerstädtischen Einzelhandel statt ihn durch direkte räumliche Nähe zu befruchten. Die Behauptung der Stadtverwaltung, man hätte sich mit dem Betreiber auf ein „innenstadtverträgliches Sortiment“ einigen können, gerät zur Makulatur, wenn man sich ansieht, welche Geschäfte (z. B. Textilketten und Schuhgeschäfte) bereits jetzt erkennbar werden.
Hier haben im Vorfeld alle versagt. Einerseits der Stadtrat, der die Gefahr im Gesamtzusammenhang mit der Innenstadtentwicklung unterschätzt hat und vor allem auch die Einzelhändler in der Innenstadt, denen es immer noch nicht gelungen ist, sich zusammen zu schließen und mit einer Stimme und dem entsprechenden Nachdruck aufzutreten. Immer noch stehen Einzelinteressen über den gemeinsamen Zielen.
Nun bleibt uns zu hoffen, dass der Mettehof wenigstens Gewerbesteuern abwirft und tariflich bezahlte Arbeitsplätze schafft. Und hoffen wir, dass das nicht durch eine durch leer stehende Geschäfte an Attraktvität verlierende Innenstadt wieder kompensiert wird. Denn das würde negative Auswirkungen auf den Tourismus und die vielen damit in direktem Zusammenhang stehenden Arbeitsplätze haben.

3) DRK-Pflegeheim

Auch der umstrittene Baukörper des DRK-Pflegeheims nimmt erkennbare Form an. Schon jetzt sind die Dimensionen erkennbar, obwohl die Endhöhe noch nicht erreicht ist. Was haben sich die Denkmalschutzbehörden nur gedacht, dieses zu genehmigen? Moderne Lückenbauten, die das Ensemble der unter Welterbe-Status stehenden Quedlinburger Innenstadt bereichern, sind durchaus mit dem Welterbe-Gedanken vereinbar. Aber was hier entsteht, sieht eher nach einem profanen Zweckbau aus, der in seiner Kubatur überhaupt nicht in die Innenstadt passt. Ob das hilfreich für den langfristigen Erhalt des Welterbe-Status ist? Es gibt so schon genug Probleme angesichts der Finanzlage oder der bisher versäumten Erstellung eines von der UNESCO geforderten Stadt-Management-Planes.
Nun ist es mal wieder geschehen. Vielleicht wollte das hinterher auch wieder keiner – wie den „Klopper“ unterhalb des Schlossberges oder den Mettehof? Wir werden sehen …

4) Energie-Forum und Bürgerkraftwerk

Die Bürgerinitiative „Energie-Forum Quedlinburg“ und die Grünen in Quedlinburg haben begonnen zu agieren. So hat ein erstes viel verprechendes Treffen mit ausgewählten Firmen der Stadt stattgefunden, was bald seine Fortsetzung in Form konkreter Aktivitäten finden wird.
Während das Energie-Forum vor allem moderieren und Dinge, wie zum Beispiel ein Energie-Konzept für Quedlinburg auf den Weg bringen will, soll mit dem Bürgerkraftwerk ein konkreter praktischer Schritt hin zur „Energiewende“ in Quedlinburg getan werden.
Es ist auch höchste Zeit, denn nach dem Regierungswechsel weht der Solartechnologie bald ein scharfer Wind entgegen. In der Regierung sitzen jetzt schließlich die Protagonisten der Großkonzerne und alle, die meinen, dass „der Markt schon alles richten“ wird. Und diese werden schnellstmöglich dafür sorgen, dass sie auch weiter mit den seinerzeit hoch subventionierten Kernkraftwerken viel Geld verdienen können. Da stören regenerative Energien und deren Erschließung nur. Und Umweltschutz sowie Nachhaltigkeit wird man mit der Begründung „wirtschaftlicher Sachzwänge“ weit nach hinten schieben.
Deshalb auch an dieser Stelle der Aufruf an alle Quedlinburger: Wer Interesse an einer Beteiligung am Quedlinburger Bürgerkraftwerk hat, sollte bald Kontakt mit dem Energie-Forum oder direkt mit dem Bürgerktaftwerk aufnehmen.

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