Dieser scheinbare Widerspruch ist keiner, wenn man die Situation genauer betrachtet. Auch der Vorwurf, dass diejenigen, die gegen neue Industriegebiete auf der grünen Wiese sind, gegen Wirtschaft und neue Arbeitsplätze sind, ist völliger Unsinn.
Er wird vor allem von konservativen Menschen und Politikern verbreitet, die denken, dass „früher alles gut war und wir nur die alten Zustände wieder herstellen müssen, damit alle glücklich sind“. Aber was konservative Politiker nicht wahrhaben wollen, ist der Umstand, dass sich die Welt weiter dreht – ob sie nun wollen oder nicht. Und es pfeifen seit längerer Zeit die Spatzen von den Dächern, dass der alt bekannte globale Kapitalismus nicht mehr funktioniert und sich mehr und mehr gegen die Menschen richtet (Spiegel online, 21.05.2017).
Leider schwelgt unser Land – und so auch unsere Stadt – zur Zeit in einer konservativen Nostalgiewelle und möchte das Rad der Geschichte am liebsten anhalten. Das wäre manchmal nicht schlecht, wird aber auf Dauer nicht funktionieren, denn wie schon gesagt: Die Welt dreht sich weiter.
Wir müssen wahrscheinlich auch die alten Kategorien konservativer bis linker Politik über Bord werfen, denn auch sie stammen aus einer vergangenen Zeit.
Was wir eher brauchen, ist eine neue Generation von Politikern und Unternehmern, die sich in erster Linie auf ihren Verstand, und vor allem auf den gesunden Menschenverstand besinnen, die den Menschen zuhören und mit ihnen gemeinsam die Zukunft gestalten. Hier müssen sich die „Alten“ mit ihren Erfahrungen und die „Jungen“ mit ihrer Innovationskraft, Neugier und Ungeduld zusammentun.
Um diesen Prozess in Gang zu setzen, hat das Bürgerforum Quedlinburg e.V. die überaus gut besuchte und erfolgreiche Veranstaltung „5 Jahre Welterbe-Managementplan – Bilanzen und Ausblicke“ mit hochkarätigen Diskussionsteilnehmern im Podium organisiert und durchgeführt. Unser Ziel war es, in der Quedlinurger Bevölkerung ein Bewusstsein für den außerordentlich hohen Wert des Welterbe-Status für jeden Einzelnen zu entwickeln.
Die Veranstaltung war der Auftakt weiterer Anstrengungen auf allen Ebenen, um die wirtschaftliche Entwicklung Quedlinburgs in eine zukunftsfähige Richtung zu lenken und das Industriegebiet Quarmbeck zu verhindern, welches ihr in hohem Maße schaden würde.
Stellen Sie sich doch bitte mal die Frage, wem ein solches Industriegebiet wirklich nutzen würde – und ob Sie dabei wären.
Aus unserer Sicht dient ein solches Vorhaben vor allem
- Politikern, die solche populistischen, weil in der Vergangenheit richtigen, Vorhaben nutzen, um Wählerstimmen zu bekommen und ihre Karriere zu befördern,
- der Straßenbau-Lobby, die ausgezeichnet an „beleuchteten Äckern auf der grünen Wiese“ mit all ihrer Infrastruktur und den Zugangsstraßen verdient – auch wenn nie eine Industrieunternehmen kommt.
Die Liste ließe sich erweitern. Aber Sie – die Quedlinburger – sind nicht dabei! Denn Industrieunternehmen, die eine nennenswerte Zahl gut bezahlter Arbeitsplätze schafft, die nicht erst in 10 bis 15 Jahren – wenn überhaupt – Gewerbesteuern zahlen, sind definitiv nicht in Sicht. Alles, was wir dazu seit der Wende gehört haben, war nichts als heiße Luft!
Wir haben in der Veranstaltung am 27. April das Angebot unterbreitet, zusammen mit allen Kräften in Quedlinburg eine neues mittel- und langfristiges Wirtschaftskonzept für die Stadt zu entwickeln. Siehe hierzu die Einleitungspräsentation zur Diskussion: 5-Jahre-WMP-2017.
Liebe Quedlinburgerinnen und Quedlinburger, wenn Sie das Vorhaben unterstützen und Ideen einbringen wollen, dann wenden Sie sich bitte an uns! Jede Unterstützug ist willkommen.
Liebe Stadträte: Beenden Sie mit einem neuen Beschluss die weitere Geldverschwendung durch die Erarbeitung der 3. Variante des Flächennutzungsplans für ein Industriegebiet Quarmbeck! Oder stimmen Sie, wenn dieser zur Abstimmung kommt, dagegen.