Den vom Bürgerforum bereits in einem früheren Beitrag verurteilten Frevel mitten im Welterbe hat nun auch der MDR in einem Beitrag auf seiner Webseite aufgegriffen.
Unter der Überschrift „Löchrige Hauswand lässt Familie verzweifeln“ wird das durch den unqualifizierten und rücksichtslosen Abriss eines für das geschlossene Welterbegebiet wichtigen Fachwerkhauses entstandene Drama beschrieben. Am Nachbarhaus wurde die angrenzende Wand so schwer beschädigt, dass sie nun schon seit Monaten nur durch Planen notdürftig abgedeckt wird – und das im beginnenden Winter.
Dass sich das Quedlinburger Architekturbüro, welches unter völliger Missachtung des Denkmalschutzgedankens mitten im Welterbe eine bis dahin noch geschlossene historische Häuserzeile zerstörte, nun nicht um den angerichteten Schaden bei den Eigentümern des beschädigten Nachbarhauses kümmert, passt in das Bild. Hauptsache der Rubel rollt – oder neudeutsch: Profitgier geht über alles.
Traurig ist auch, dass weder Denkmalschutzbehörden noch das Bauamt der Stadt Quedlinburg eingeschritten sind. Bleibt die Frage: Geschah das aus Unvermögen oder aus nicht vorhandenem Interesse?
Wir berichten über das Geschehen, weil wir hoffen, dass durch Sensibilisierung der Öffentlichkeit solche Vergehen gegen unsere Stadt möglichst nicht wieder vorkommen, und dass der betroffenen Familie endlich geholfen wird.
Herr Malnati und Herr Ruch: Tun Sie endlich was!!!
Update vom 7.12.2017:
… und sie haben etwas getan.
Herr Malnati nahm den an ihn persönlich gerichteten Aufruf zum Anlass, die vorweihnachtliche Versammlung des Bürgerforums am 6.12.2017 zu besuchen und uns die Sachlage aus seiner Sicht und der Sicht der Stadtverwaltung zu erläutern. Außerdem konnte er uns den aktuellen Sachstand darstellen.
Wir waren positiv überrascht und danken ihm ausdrücklich für dieses freundliche Gesprächsangebot.
Er erläuterte uns noch einmal ausführlich den bisherigen Verlauf des Geschehens in der Wassertorstraße und betonte, dass Stadt und Denkmalschutzbehörden lange und leider am Ende vergeblich verucht haben, den Abriss zu verhindern und eine bessere Lösung zu finden. Leider scheiterte das mal wieder aus Gründen der „Wirtschaftlichkeit“, die ja in unserer schönen neuen neoliberalen Welt alles aushebeln kann.
Wir nahmen das zum Anlass, erneut die Diskussion um einen „Gestaltungsbeirat“ aufzugreifen, der mit fachlicher Expertise und unter Berücksichtigung und Abwägung aller Interessen ein entscheidendes Wort sprechen sollte.
Weiterhin versuchten wir deutlich zu machen, dass wir uns von der Verwaltung und dem Oberbürgermeister der Welterbestadt Quedlinburg wünschen, dass sie federführend einen ständigen Kommunikationsprozess in Gang setzen und am Leben erhalten, der dazu führt, dass sich alle, die in Quedlinburg mit dem sensiblen Welterbe zu tun haben, dem gemeinsamen hohen Ziel verpflichtet fühlen und Aktionen, wie z.B. die in der Wassertorstraße künftig ächten und damit unmöglich machen.
Die Rechtslage ist das Eine, aber ideelle Verpflichtung muss ebenfalls wieder Wert bekommen. Viele vergessen leider in unserer Zeit, dass unser Rechtsstaat kein Aufruf zu bloßem „Handeln nach Vorschrift“ ist.
Wie geht es nun weiter in der Wassertorstraße?
Aktuell ist der beschädigte Giebel fachmännisch mit Planen verschlosssen. In den nächsten Tagen ist geplant, die Bodenplatte an der Stelle des abgerissenen Hauses zu gießen. Anschließend kann der neue Giebel erstellt werden.
Beide beteiligte Parteien haben von der Stadt die Zusage bekommen, dass ihr Aufwand zu 85% aus Sanierungsmitteln über den Sanierungsträger der Stadt finanziell unterstützt werden kann.
Leider ist wohl das Verhältnis zwischen den Bewohnern der Nummer 13 und den Bauherren des Nachbargrundstücks nach dem ganzen Geschehen zerrüttet und verzögert den Baufortschritt zusätzlich.
Aus unserer Sicht scheint der eigentliche Verantwortliche für das bedauerliche Geschehen eher das Architekturbüro zu sein, welches den neuen Bauherren ja schließlich Abriss und Neubau angeboten hat.
Deshalb appellieren wir an die künftig benachbarten Parteien, nach vorn zu schauen, das Kriegsbeil zu begraben, und gemeinsam das Beste aus der entstandenen Situation zu machen.