Warum das Bürgerforum Quedlinburg e.V. gegen die Erschließung des Industriegebietes Quarmbeck ist.

Wie am 2.2.2017 in der MZ berichtet wurde, wird das Vorhaben im Stadtrat äußerst kontrovers diskutiert.

Das vor allem von der CDU geplante Industriegebiet Quarmbeck stellt in mehrfacher Hinsicht eine Gefahr für die weitere Entwicklung der Stadt Quedlinburg dar und wäre eine Verschwendung von Steuermitteln.

Aus Sicht des Bürgerforums sprechen vor allem folgende Gründe gegen das Industriegebiet:

  1. Da es seit der Wende in Quedlinburg keine nennenswerten Anfragen nach Industriestandorten gab, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein weiterer „beleuchteter Acker“ entsteht, der Natur zerstört und der bezahlt werden muss. (Wer Genaueres zu den Anfragen wissen will, möge sich an den Wirtschaftsförderer um Auskunft wenden.).
  2. Der Status Quedlinburgs als UNESCO-Welterbe hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Quedlinburg erfolgreich entwickelt hat. Aktuelle Umfragen zur Beliebtheit und zum Bekanntheitsgrad Quedlinburgs belegen das.
    Von diesem Standortfaktor profitieren nicht nur Tourismus-Unternehmen, sondern viele ansässige Gewerbetreibende und nicht zuletzt die Bürger in Quedlinburg.
    Im Gegensatz zu Dresden, wo der Welterbetitel des Elbtals nur ein Faktor unter vielen war, ist der Welterbetitel für Quedlinburg einzigartig und damit unverzichtbar. Wir können davon ausgehen, dass der Verlust die meisten Erfolge der letzten Jahrzehnte in kurzer Zeit einreißen würde und viele Unternehmen und vor allem Bürger der Stadt den Rücken kehren würden.
    Das muss mit allen verfügbaren Mitteln verhindert werden! Und deshalb darf der ausführliche Einwand von ICOMOS, der zuständigen Behörde der UNESCO, auf keinen Fall in den Wind geschlagen werden. Dieser Einwand allein ist Grund von dem Vorhaben abzulassen. 
    Wer hier anders entscheidet, handelt bewusst verantwortungslos und gegen die Interessen der Stadt Quedlinburg.
  3. Zum Ausgleich für die durch das Industriegebiet wegfallenden Naturflächen (Trockenrasen u.a.) müssen andere Flächen als Ausgleichsmaßnahmen „renaturiert“ werden. Hier besteht der Plan der Stadt Quedlinburg darin, der ansässigen Landwirtschaft – und damit Gewerbetreibenden der Region – Ackerflächen zu entziehen. Stadteigene Ackerflächen sollen nach Auslauf der aktuellen Pachtverträge nicht weiter verpachtet und damit der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen werden.
    Dieses Vorhaben ist aus mehreren Gründen verwerflich:

    1. Jeder der weiß, wieviel wertvoller Boden in Deutschland täglich durch Bebauung verloren geht, und dass Lebensmittel nicht in den Supermärkten wachsen, sondern angebaut und geerntet werden müssen, kann dieses Vorhaben nicht nachvollziehen.
    2. Es ist allgemein bekannt, dass regionale Wirtschaftskreisläufe einen unverzichtbaren Beitrag für eine gesunde und zukunftsfähige Kommune darstellen. Darüber hinaus gehört die Landwirtschaft zu den großen Traditionen der Stadt Quedlinburg. Wie kann man da auf die Idee kommen, diese zu schwächen und ansässige Unternehmen zu gefährden?
    3. Die Ausgleichsmaßnahmen würden der Stadt Quedlinburg Geld kosten – ca. 250.000 Euro. Dieses Geld sowie der künftig ausbleibende Pachtzins gehen dem Haushalt der Stadt langfristig verloren. Das steht im Widespruch zu allen Konsolidierungsbemühungen.
      Diesen (sicheren) Kosten stehen erhoffte, aber unrealistische Einnahmen durch die sich ansiedelnde Industrie entgegen. Jedermann weiß, dass große Unternehmen nach Neuansiedlung in der Regel in den ersten 10 Jahren keine Gewerbesteuern zahlen. Und ob sie danach – wenn überhaupt so lange – weiter bestehen, ist fraglich.
  4. Quedlinburg ist eingebettet in eine einzigartige Naturlandschaft, die es zu erhalten gilt. Das nördliche Harzvorland gehört zu den artenreichsten Gegenden in Deutschland. Es hat einen hohen Erholungswert und zieht kontinuierlich viele Gäste an. Allen – auch denjenigen, die sich keine Gedanken darum machen, dass die Artenvielfalt als natürliche Ressource Grundlage für unser Leben ist – müsste der Erhalt dieser einmaligen Landschaft wichtig und vorrangig sein.

Deshalb appellieren wir an alle Fraktionen und Stadträte im Quedlinburger Stadtrat, dieses Vorhaben „Industriegebiet Quarmbeck“ abzuwenden. Zeigen wir der Bevölkerung, dass wir uns der Verantwortung für die Zukunft der Stadt und seiner Bewohner bewusst sind und danach handeln.

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