Die Sommerpause ist beendet – Endspurt bis zur Kommunalwahl 2024

Bevor die Kommunalpolitik nach dem Sommer wieder Fahrt aufnimmt, möchte ich hier eine – sicher subjektive und unvollstĂ€ndige – kleine Zusammenfassung einiger Themen geben, die wĂ€hrend des Sommers im Stadtrat und in den AusschĂŒssen diskutiert wurden.

Erneuerbare Energie

Die Diskussion um das Thema „Photovoltaik in der Quedlinburger Innenstadt“ ist aktuell kaum noch wahrzunehmen. Die Stadtverwaltung hatte angekĂŒndigt, einen Entwurf fĂŒr eine geĂ€nderte Gestaltungssatzung vorzulegen, was bisher noch nicht geschehen ist. Bedauerlich ist allerdings, dass zu diesem Thema keine öffentliche Diskussion zur Meinungsbildung gefĂŒhrt wird. WĂŒrden nicht gelegentlich mal BĂŒrgerinnen oder BĂŒrger nach Investitionsmöglichkeiten fragen, weil sie auf ihr denkmalgeschĂŒtztes Dach keine eigene Anlage montieren dĂŒrfen, könnte man meinen, das Thema wĂ€re nicht mehr interessant. Dabei ist es so interessant und wichtig, wie der Erfolg der Energiewende fĂŒr unsere Zukunft nur sein kann.

Statt dessen – oder vorĂŒbergehend – hat sich die Aufmerksamkeit auf FreiflĂ€chen-Solaranlagen verlagert. Der Stadtrat genehmigt immer mehr dieser Anlagen rund um die Stadt. Aktuell sollen weitere Anlagen entlang der A36 sowie auf einer bisherigen BetriebsflĂ€che des Bauhofes auf dem Moorberg entstehen.

Dabei wird zunehmend auch auf landwirtschaftlich nutzbare FlĂ€chen und sogar TeilflĂ€chen in Landschaftsschutzgebieten gesetzt. Der Wasser- und Abwasserzweckverband will zusammen mit den Stadtwerken die Teile der ehemaligen Rieselfelder in Richtung Ditfurt nutzen. An manchen dieser Vorhaben scheiden sich die Geister. Hochwertiger Ackerboden oder schĂŒtzenswerte Natur mĂŒssen gegenĂŒber der Notwendigkeit des dringenden Zubaus alternativer Energieerzeugungsanlagen abgewogen werden. Ich persönlich vertrete die Meinung, dass das höhere Gut der schnellstmöglichen Beendigung der Verbrennung fossiler EnergietrĂ€ger im Sinne der Zukunft unserer Kinder hier (vorĂŒbergehend) zu Kompromissen zwingt. Aber meine Meinung ist nicht entscheidend, sondern sollte in eine offen gefĂŒhrte Diskussion und Meinungsfindung eingehen. Aber genau das findet scheinbar leider nicht statt. Warum?
Auch warte ich noch auf unsere Stadtwerke, welche die Idee eines BĂŒrgerkraftwerkes wieder aufnehmen sollte und mit öffentlichen Informationsveranstaltungen die BĂŒrgerschaft einlĂ€dt, konkrete Realisierungsmöglichkeiten auszuloten.

Hier einige der aktuellen Beschlussvorlagen zum Thema:

Industriegebiet Quarmbeck

Das lange Zeit umstrittene Industrie- und Gewerbegebiet Quarmbeck wird nun seit geraumer Zeit vom Land Sachsen-Anhalt (Investitionsbank) aktiv angeboten. Aktuell gibt es laut AnkĂŒndigung des OberbĂŒrgermeisters Ruch einen Interessenten, der sich aber noch nicht entschieden hat. Details unterliegen noch der Verschwiegenheitspflicht. Da es aber offensichtlich eine Nachfrage nach großen FlĂ€chen gibt, möchte die Stadt Quedlinburg das Gebiet schon jetzt vergrĂ¶ĂŸern, wie die nachfolgende und inzwischen beschlossene Beschlussvorlage zeigt. FĂŒr die Erweiterung soll ein externer Projektsteuerer beauftragt werden. Und dazu mĂŒssen Mittel aus dem Haushalt der Stadt umgewidmet werden.

Unsere Fraktion hat sich weitestgehend der Stimme enthalten, weil wir nach wie vor der Überzeugung sind, dass ein Industriegebiet in diese artenreiche und historisch wertvolle Kulturlandschaft schlecht passt. Auch wenn der Welterbe-Titel wohl nicht gefĂ€hrdet ist, wie ICOMOS bescheinigt hat, so stehen wir zu der ablehnenden Stellungnahme der oberen Denkmalschutzbehörde.
Da es fĂŒr das Industriegebiet Quarmbeck offensichtlich eine große Mehrheit gibt, haben wir den aktiven Widerstand aufgegeben, werden entsprechende BeschlĂŒsse im Stadtrat aber auch nicht unterstĂŒtzen.
Warten wir also ab, ob und wann wirklich ein nennenswerter Investor kommt, und wie sich dann die Landschaft verĂ€ndert. Im gĂŒnstigen Fall können wir dann alle gut damit leben und profitieren ĂŒber erhebliche Gewerbesteuereinnahmen alle davon. Im schlechtesten Fall wird die Vorharz-Landschaft unwiederbringlich durch Industriebauten verschandelt, ohne dass nennenswerte ArbeitsplĂ€tze geschaffen werden oder Gewerbesteuer gezahlt wird. Beides und alles dazwischen ist möglich.

Sollten wir im Stadtrat Entscheidungsmöglichkeiten haben, dann werden wir aber in jedem Fall darauf achten, dass Investoren nachhaltig investieren. Das schließt bei zu erwartendem hohem Energieverbrauch einer Industrieanlage zum Beispiel die Nutzung und Verbrennung fossiler EnergietrĂ€ger aus.

Innenstadt- und Radverkehrskonzept (Update)

Im Rahmen der Veranstaltungen rund um den Tag des offenen Denkmals findet am 10. September ab 11 Uhr im BĂŒrgersaal des Rathauses ein Workshop StadtmobilitĂ€t statt.
Wie im neuen Qurier nachzulesen ist, soll unter Anleitung von MobilitĂ€tsexperten der IGES Institut GmbH auf der Grundlage der Ergebnisse der Online-Befragung die nĂ€chste Runde der BĂŒrgerbeteiligung eingelĂ€utet werden.
Schwerpunkte sollen sein:

  • NahmobilitĂ€t (Fuß- und Radverkehr, Barrierefreiheit),
  • Motorisierter Individualverkehr, Parken und ruhender Verkehr,
  • Erreichbarkeit von Schulen,
  • Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV).

Wer Zeit hat und sich fĂŒr das Thema interessiert sollte hier unbedingt teilnehmen, denn BĂŒrgerbeteiligung ohne BĂŒrger macht keinen Sinn.

Es besteht also Hoffnung auf eine kĂŒnftige verkehrsberuhigte Innenstadt, in der sich Radfahrer, FußgĂ€nger und deutlich weniger Autos frei bewegen können.

BautÀtigkeit im Stadtgebiet

Die grĂ¶ĂŸte Baustelle in Quedlinburg ist zweifelsfrei der Schlossberg. Der Großteil der GerĂŒste ist gefallen, so dass wir die neu gestaltete Fassade betrachten können. Allerdings mĂŒssen wir uns nach AnkĂŒndigung des OberbĂŒrgermeisters wahrscheinlich noch bis 2025 gedulden, bis das neu gestaltete Museum öffnet. Ursache sind vor allem die Preisentwicklung im Bausektor sowie das Fehlen von Material und FachkrĂ€ften.
Trotzdem können wir uns auf eine wirklich großartige Ausstellung in neu gestalteten RĂ€umlichkeiten freuen.

Nachdem es zwischenzeitlich kaum noch Fördermittel zur Stadtsanierung fĂŒr private Investoren gab, hat sich die Situation nach Aussage des OberbĂŒrgermeisters wieder etwas entspannt.
Bedeutende GebĂ€ude wurden aus einem langen Dornröschenschlaf geweckt – so zum Beispiel im Neuen Weg die straßenseitigen GebĂ€ude des ehemaligen Arbeitsamtes (frĂŒher DSG) sowie das Ensemble des ehemaligen „Harzer Schmuck“. Weitere Baustellen in der Stadt zeugen von fleißiger BautĂ€tigkeit.

Worauf wir und viele staunende GĂ€ste der Stadt seit Jahren vergeblich warten, ist die Fertigstellung der Bahnhofsbaustellen. Es scheint der „Berliner Flughafen“ von Quedlinburg zu werden. Sehr bedauerlich und vielfacher Grund von Spott. WĂ€hrend sich die ZĂŒge spĂ€testens seit der VerfĂŒgbarkeit des Deutschland-Tickets deutlich fĂŒllen, bewegt sich am Bahnhof – nichts! Die Garantie der AufzĂŒge dĂŒrfte inzwischen abgelaufen sein, ohne dass sie auch nur einen Tag genutzt werden konnten. Was fĂŒr ein Desaster.
Die Baustelle ist ein Symbol des allgemein wahrgenommenen Stillstands in unserem Land. Wenn wir das Ă€ndern wollen, dann dĂŒrfen wir nicht wegsehen, sondern mĂŒssen den Verantwortlichen immer wieder unbequeme Fragen stellen.

Die grĂ¶ĂŸte Straßenbaustelle ist der Bereich zwischen Kreuzung Magdeburger Straße und Moorberg. Mit viel GlĂŒck enden die umfangreichen Verkehrsbehinderungen noch dieses Jahr. Vielleicht aber auch nicht.
FĂŒr die nĂ€here Zukunft ist der Sanierungsbeginn des Steinwegs zwischen Weberstraße und Bockstraße geplant. Dort soll auch testweise ein erster Trinkbrunnen installiert werden. Hoffentlich sieht das sich immer schneller wandelnde Klima das ein und wartet mit den nĂ€chsten heißen Sommern noch etwas …
Was bitte ist so schwer daran, an geeigneten Stellen mit wenig Aufwand Möglichkeiten zu schaffen, dass Menschen mal eben einen Erfrischungsschluck nehmen können? In vielen anderen LÀndern geht das.
Meiner Anregung im Stadtrat, in allen öffentlichen GebĂ€uden verbindlich den Zugang zu einem Wasserhahn mit Trinkwasser fĂŒr jedermann zu schaffen, wurde offensichtlich auch nicht weiter nachgegangen. In Potsdam wird genau das erfolgreich praktiziert.
Aber vielleicht habe ich auch nur den Begriff „Deutschlandtempo“ falsch verstanden. Möglicherweise hat der Bundeskanzler damit gemeint, dass sich bitte der Klimawandel, das Artensterben und ĂŒberhaupt die ganze Welt dem Tempo Deutschlands anpassen soll. Also … einfach alles aussitzen …

Am FSE in der Lindenstraße kann man den Baufortschritt inzwischen sehen. Lassen wir uns ĂŒberraschen, wann es den Quedlinburgern, ihren GĂ€sten und vor allem den Schwimmsportlern dann zur VerfĂŒgung stehen wird.

Klimaschutzmanagement

Auch im zweiten Anlauf ist es leider nicht gelungen, die Stelle fĂŒr das „Klimaschutzmanagement“ zu besetzen. Die Fördermittel stehen inzwischen zur VerfĂŒgung. Der Markt an geeigneten Personen scheint aber abgegrast zu sein. Dabei muss sich Quedlinburg, ob man will oder nicht, endlich aktiv auf den Weg machen, die Stadt widerstandsfĂ€higer zu machen gegen die immer stĂ€rker in Erscheinung tretenden Folgen des Klimawandels, und damit die Bevölkerung zu schĂŒtzen. Die Themen reichen von StadtgrĂŒn und Trinkbrunnen bis zur Umsetzung von „Schwammstadt“-Konzepten, damit Starkregenereignisse Teile des Welterbes nicht plötzlich „wegspĂŒlen“. Nachfolgend zur Information ĂŒber das Aufgabenspektrum der Ausschreibungstext:

Antwort auf eine Anfrage von Steffen Kecke außerhalb der Sitzungen

Steffen Kecke stellte am 03.02.2023 die folgende Anfrage:

Frage:
In den Finanzplanungen der BĂ€der Quedlinburg GmbH sind regelmĂ€ĂŸige Instandhaltungsmaßnahmen des Quedlinburger Hallenbades enthalten.
Ich bitte um eine chronologische Übersicht, welche Instandhaltungsmaßnahmen im
Zeitraum von 2018 bis 2022 tatsĂ€chlich durchgefĂŒhrt wurden.
Geben Sie bitte jeweils an:

  • Bezeichnung der Maßnahme
  • Jahr der Umsetzung
  • geplante Kosten laut Finanzplan
    (Anlage 1 der jÀhrlich fortgeschriebenen FinanzplÀne der BÀder GmbH)
  • tatsĂ€chliche Kosten

Welche geplanten Maßnahmen wurden nicht durchgefĂŒhrt?
Geben Sie hier bitte die jeweiligen GrĂŒnde an.

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Antwort auf eine Anfrage von Christian Wendler vom 02.02.2023 im Bauausschuss

Christian Wendler stellte am 2.2.2023 im Bauausschuss die folgende Anfrage:

Frage 1:
Wie viele AntrĂ€ge auf UnterstĂŒtzung von Einzeldenkmalen in der WES Quedlinburg wurden abgelehnt fĂŒr die Jahre 2020 bis 2022.
Frage 2:
Um einen Überblick zu erhalten möchten wir die Zahl der AntrĂ€ge und die Zahl der Ablehnungen genannt haben.

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Photovoltaik auf Quedlinburger DĂ€chern – wie können wir die Energiewende in der Quedlinburger Altstadt voranbringen, ohne den Welterbe-Status zu gefĂ€hrden?

Das BĂŒrgerforum Quedlinburg schlĂ€gt vor, schnellstmöglich eine Arbeitsgruppe zu grĂŒnden, die sich des Themas annimmt und schrittweise schnell umsetzbare Ergebnisse liefert.

FĂŒr die meisten Menschen steht inzwischen außer Frage, dass die Umstellung der Energieerzeugung auf erneuerbare Energiequellen so schnell wie möglich erfolgen muss. Wer dazu einen Beitrag leisten möchte und ĂŒber eine geeignete DachflĂ€che verfĂŒgt, installiert sich eine PV-Anlage zur Stromerzeugung oder wenigstens eine Mini-PV-Anlage (Balkonkraftwerk). Trotz ausgelaufener EEG-Förderung erfreuen sich solche Anlagen zunehmender Beliebtheit, weil sie ĂŒber den Eigenverbrauch – vielleicht sogar mit einem Batteriespeicher ergĂ€nzt – spĂŒrbar die Stromrechnung senken können. Hinzu kommen immer mehr PV-Kraftwerke zu ebener Erde, die inzwischen ein lukratives GeschĂ€ft versprechen und in der Summe den Anteil erneuerbarer Energieerzeugung in Deutschland kontinuierlich nach oben treiben.
(Die kritische Betrachtung von PV-Anlagen auf Ackerböden sowie ihre Ansicht verĂ€ndernde Wirkung in der Landschaft soll an dieser Stelle nicht thematisiert werden – so wichtig diese Diskussion auch ist.)

Aber was machen die Menschen in der Innenstadt von Quedlinburg mit den vielen denkmalgeschĂŒtzten GebĂ€uden? Und wie vertrĂ€gt sich das mit dem Welterbe? Das sind sicher keine leicht zu beantwortenden Fragen. Ihnen ist dieser Weg bisher durch geltende Regelungen verschlossen.

Aber das muss und wird sicher nicht so bleiben.
Das Land Sachsen-Anhalt setzte bereits neue PrioritÀten, wie dieser Artilel des MDR zeigt: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/landespolitik/solaranlagen-denkmalschutz-100.html.
Und wie die MZ aus dem Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates berichtet hat, beginnt sich nun auch der Quedlinburger Stadtrat mit dieser Thematik zu beschÀftigen.

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Fraktionsantrag zur Errichtung von Trinkbrunnen in der Innenstadt der Welterbestadt Quedlinburg – Update

Am 25.08.2022 wurde im Stadtrat der WES Quedlinburg der auf Initiative des BĂŒrgerforums eingebrachte Fraktionsantrag zur Errichtung von Trinkbrunnen in der Innenstadt der Welterbestadt Quedlinburg beraten.

Das Anliegen an sich traf zwar auf breite Zustimmung, aber der Verlauf der Diskussion war doch etwas unerwartet und ernĂŒchternd.
Statt erst einmal gemeinsam zu diskutieren, ob und wie schnell mann ein solches Vorhaben in der Stadt Quedlinburg umsetzen will, wurden fast ausschließlich Bedenken aufgezĂ€hlt – und das fast quer durch alle Fraktionen.

Das zeigte mir wieder einmal, dass es in Quedlinburg leider nach wie vor nicht möglich ist, Ideen einzubringen und diese zielfĂŒhrend und frei zu diskutieren. Im Stadtrat ist es wie in der Quedlinburger Bevölkerung: Wer eine neue und vielleicht ungewöhnliche Idee Ă€ußert, wird sofort mit einer Welle von GrĂŒnden konfrontiert, warum die Idee (wahrscheinlich) nicht umsetzbar ist. Es wird immer zuerst ein Abwehrkampf gefĂŒhrt. Warum? Ich kann es nicht verstehen. Wir vergeben uns so vieles.

Wovor haben die Menschen Angst? Ist VerÀnderung und Beweglichkeit im Denken so schlimm?

Es wurde also nicht darĂŒber gesprochen, in wie vielen LĂ€ndern Trinkbrunnen schon lange selbstverstĂ€ndlich sind, wie dort mit Fragen des herbeigeredeten Missbrauchs oder des Vandalismus usw. umgegangen wird. Es wurde nicht darĂŒber nachgedacht, was man von anderen lernen kann.
Es wurde auch nicht gesagt, dass es richtig und wichtig ist, im mit jedem Jahr wĂ€rmer werdenden Mitteleuropa Maßnahmen zu ergreifen, die in sĂŒdlicheren LĂ€ndern lange im EInsatz sind. Nein, es wurde – mal wieder – nicht ĂŒber den Tellerrand geschaut, und erst einmal eine Mauer von Bedenken aufgebaut. Ein altes Handlungsmuster unserer Gesellschaft, welches uns mehr und mehr ins Abseits fĂŒhrt und den Anschluss verlieren lĂ€sst. Zum nachhaltigen Schaden unserer Bevölkerung.

Ein kleiner Lichtblick war dann am Ende ein Kompromissvorschlag des OberbĂŒrgermeisters, in dem er vorschlug, innerhalb eines Jahres ein Realisierungskonzept zu erarbeiten und dem Rat zur erneuten Abstimmung ĂŒber die Umsetzung zur Entscheidung vorzulegen.

SpĂ€testens dann wird sich zeigen, ob eine Mehrheit in Quedlinburg Trinkbrunnen will, oder eben nicht. Sollte die Realisierung in zwei Jahren nicht erfolgen, dann bedeutet das nichts anderes, als dass es nicht gewollt ist – aus welchen GrĂŒnden auch immer.

Fraktionsantrag zur Errichtung von Trinkbrunnen in der Innenstadt der Welterbestadt Quedlinburg

Am 25.08.2022 wird im Stadtrat der WES Quedlinburg der auf Initiative des BĂŒrgerforums eingebrachte Fraktionsantrag zur Errichtung von Trinkbrunnen in der Innenstadt der Welterbestadt Quedlinburg beraten.

Wie die Tagesschau am 22.08.20220 berichtet, braucht das Land mehr Trinkbrunnen.
Die Bundesregierung will die Kommunen mittelfristig verpflichten, ausreichend Trinkbrunnen zu installieren, um der Bevölkerung den einfachen und kostenfreien Zugang zu Trinkwasser auch im öffentlichen Raum zu ermöglichen. Damit soll die Trinkwasserrichtlinie der EU aus dem Jahr 2020 umgesetzt werden.

Das BĂŒrgerforum möchte mit dem vorliegenden Antrag die Stadtverwaltung beauftragen, ein entsprechendes Konzept zu erstellen und innerhalb von 2 Jahren drei Trinkbrunnen in den am hĂ€ufigsten frequentierten Bereichen der Quedlinburger Innenstadt zu installieren. 2 Jahre sollten ausreichen, um gemeinsam mit dem Wasser- und Abwasserzweckverband eine Planung einschließlich der Finanzierung auf den Weg zu bringen.

Wir bitten alle Fraktionen des Stadtrates der WES Quedlinburg um eine offene und ernsthafte Diskussion dieses Vorhabens, welches frei von politisch motivierten Zielen ist und einzig und allein der Gesundheit der Quedlinburger Bevölkerung und ihrer GÀste dienen soll.
Auch wenn in Zukunft möglicherweise Förderprogramme des Bundes oder der LĂ€nder aufgelegt werden, so können wir hier kurzfristig ein positives Zeichen setzen, dass uns die Gesundheit der Bevölkerung wichtig ist und wir dafĂŒr gemeinsam intensiv nach Lösungen suchen. Wie uns die Erfahrung lehrt, warten wir sonst auf den ersten Trinkbrunnen viele Jahre. Und das wollen wir unserer Bevölkerung nicht zumuten, sondern Quedlinburg mit diesem Vorhaben in eine Vorreiterrolle bringen, die regional weit ausstrahlen wird.

Die Bevölkerung wird es uns mit Sicherheit danken, wenn wir mit der Zustimmung zu diesem Vorhaben einen praktischen Beitrag dazu leisten, dass unsere Stadt auch in den kommenden warmen Sommern einen gesunden Lebensraum darstellt.. Und wenn wir dafĂŒr eine breite Mehrheit finden, dann stĂ€rken wir damit das Vertrauen in den Stadtrat spĂŒrbar.

BaumfÀllarbeiten auf der Baustelle des FSE werfen Fragen auf

Wie der MZ vom 10.05.2022 zu entnehmen ist, wurden am vergangenen Sonnabend auf dem GelĂ€nde des kĂŒnftigen FSE weitere BĂ€ume gefĂ€llt. Eine fassungslose Anwohnerin wandte sich an die Mitteldeutsche Zeitung und warf die dort nachzulesenden Fragen auf:

  • Warum finden zu dieser Jahreszeit BaumfĂ€llarbeiten auf dem GelĂ€nde des kĂŒnftigen Freizeit-, Sport- und Erholungsareals (FSE) an der Lindenstraße statt?
  • Warum werden trotz des Klimawandels und ohne RĂŒcksicht darauf, dass in diesem Bereich Rehe und FĂŒchse leben, etliche, auch große BĂ€ume gefĂ€llt?

GemĂ€ĂŸ Bundesnaturschutzgesetz § 39 vom 01.03.2010 gilt:

Hecken, lebende ZĂ€une, GebĂŒsche und andere Gehölze dĂŒrfen in der Schutzzeit vom 1. MĂ€rz bis 30. September weder gerodet noch ,,auf Stock“ gesetzt werden. Nur leichte Formschnitte sind erlaubt.

Quelle: https://www.gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009/__39.html

Leider bringt sich mit solchen ĂŒberraschenden Aktionen das FSE immer wieder negativ in die Schlagzeilen. Mir als Stadtrat fĂ€llt es zunehmend schwer, das Projekt wohlwollend zu unterstĂŒtzen, wenn Intransparenz und das ĂŒberraschende Schaffen von Fakten das Geschehen bestimmen.
Wir werden das Geschehen und vor allem auch die Antworten der Verantwortlichen auf die gestellten Fragen beobachten und unser eigenes Handeln davon abhÀngig machen.

Damit das FSE am Ende ein Erfolg wird, dabei aber keine weitere SchĂ€den an der schĂŒtzenswerten Natur entstehen, möchte ich an dieser Stelle alle Fraktionen des Stadtrates der WES Quedlinburg aufrufen, die DurchfĂŒhrung einer umfassenden Aussprache im Sinne einer „aktuellen Stunde“ in einer der nĂ€chsten Ratssitzungen zum Vorhaben FSE zu prĂŒfen.

Seitens des BĂŒrgerforum Quedlinburg e.V. möchten wir Sorge dafĂŒr tragen, dass in der Zeit der bereits sichtbaren SchĂ€den durch die Folgen des Klimawandels und des Artensterbens die Stadt Quedlinburg den Schutz der BĂ€ume und der uns umgebenden Natur an die erste Stelle stellt und diesem Schutzziel alle Projekte unterordnet. Es geht um nicht weniger als die Lebensgrundlage der BĂŒrgerinnen und BĂŒrger sowie deren Nachkommen in Quedlinburg.

Sitzung des Stadtrates am 29. April 2021: OberbĂŒrgermeister Ruch gibt den Linden in der Lindenstraße 1 Jahr Schonzeit – beginnt hier ein langsames Umdenken?

Link zur Tagesordnung

Die wichtigste am 29.4. zu beschließende Vorlage war zweifellos der Tagesordnungspunkt 6.1: Haushaltssatzung und Haushaltsplan der Welterbestadt Quedlinburg fĂŒr das Haushaltsjahr 2021.
Bereits in seinem Bericht betonte der OB die große Bedeutung der Verabschiedung der Haushaltssatzung fĂŒr eine FĂŒlle von Vorhaben und Projekten, womit er zweifellos Recht hat. Er schwor die StadtrĂ€te regelrecht ein, zuzustimmen.

Das wollte die Mehrheit des Stadtrates sicher auch tun – wĂ€re da nicht eine Position im Haushalt, in der Geld fĂŒr den Ausbau der Lindenstraße zwischen Sportplatz und Weyhestraße und dem damit verbundenen FĂ€llen der Lindenallee eingestellt wird.
Das haben die Fraktionen BĂŒrgerforum/GrĂŒne/QFW, SPD und Die Linke zum Anlass genommen, einen Antrag einzubringen, der die Streichung dieser Haushaltsposition fordert. Den Antrag und seine BegrĂŒndung finden Sie hier:

Wir hatten bereits in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) angekĂŒndigt, dass wir unsere Zustimmung zur Haushaltssatzung von der Streichung dieser Position abhĂ€ngig machen wollten.
Das hatte offensichtlich Wirkung, und den OerbĂŒrgermeister zum Nachdenken bewogen. So schlug er nach dem mĂŒndlichen Einbringen des Antrags vor, „eine BrĂŒcke zu bauen“, und gab die folgenden Punkte zu Protokoll:

  • 2021 sind keinerlei Maßnahmen in der Lindenstraße geplant, wird kein Baum gefĂ€llt und auch kein Antrag dazu gestellt.
  • Es wurde noch kein Antrag auf FĂ€llen der BĂ€ume gestellt. Ob ĂŒberhaupt einer gestellt wird, ist offen.
  • Alle ab 2022 geplanten Schritte werden rechtzeitig vorher in den AusschĂŒssen und im Stadtrat abgestimmt.

Wow!
Ist das ein Trick, um uns und „die Freunde der Lindenstraße“ hinzuhalten, oder können wir uns auf sein Wort verlassen, weil auch er vielleicht verstanden hat, dass das Abholzen der Lindenallee um jeden Preis ein politisches Eigentor fĂŒr ihn und vor allem die CDU sein könnte? Der Wind dreht sich im Augenblick im ganzen Land in Richtung Klimaschutz, und die ehemaligen Volksparteien kĂ€mpfen mit Blick auf die nĂ€chsten Wahlen um das Überleben.

Ich jedenfalls glaube dem OberbĂŒrgermeister, dass er zu seinem Wort stehen wird. Es ist die Chance, aus der Geschichte ohne Gesichtsverlust zum Vorteil fĂŒr alle Quedlinburger herauszukommen und sich gemeinsam wieder sinnvollen und wirklich wichtigen Zukunftsprojekten zuzuwenden.

Nach kurzer Beratung und RĂŒckversicherung, dass die Worte des OB auch so im Protokoll erscheinen, haben wir unseren Antrag zurĂŒckgezogen und anschließend dem ansonsten sehr gut entworfenen Haushalt fĂŒr das Jahr 2021 zugestimmt.

Uns ist klar, dass wir damit zunĂ€chst erst einmal nur Zeit gewonnen haben. Aber die Zeit können wir nun nutzen, und sie arbeitet ganz klar fĂŒr uns und den Erhalt der Lindenallee!

Auch Quedlinburg bekommt LadesĂ€ule fĂŒr E-Bikes

Wenn es auch ein sehr langer Weg seit einem ersten Antrag im Jahr 2015 war, so hat es sich doch gelohnt, dass unsere Fraktion das Vorhaben mit einem erneuten Antrag noch einmal vorangetrieben und letztendlich auch zum Erfolg gebracht hat.

Der Fraktionsantrag FA-StRQ/009/19 fĂŒhrte im Dezember 2019 zu folgendem Beschluss:

Die Welterbestadt Quedlinburg setzt den Grundsatzbeschluss des Stadtrates vom 29.04.2015, die Stadt zu einer Fahrradfreundlichen Kommune entwickeln zu wollen um und schließt sich zu diesem Zweck der in GrĂŒndung befindlichen AG Fahrradfreundliche Kommunen des Landes Sachsen-Anhalt an.

Damit gehört Quedlinburg nun, wie der MDR am 25.12.2020 berichtet, zu den Kommunen in Sachsen-Anhalt, die ĂŒber ein entsprechendes Förderprogramm mit neuen Ladestationen fĂŒr ElektrofahrrĂ€der ausgestattet wird.
Auch wenn wir die anderen Fraktionen des Stadtrates teilweise erst davon ĂŒberzeugen mussten, dass es sich mit dem Beitritt zum Verein nicht nur um ein AushĂ€ngeschild handelt, so haben sich doch am Ende alle außer der AFD angeschlossen.

Es ist ein kleiner Schritt auf dem langen Weg, auch Quedlinburg in die neue MobilitĂ€t des 21. Jahrhunderts zu begleiten, in der das private Auto nicht mehr an erster Stelle steht und den Menschen ĂŒber GebĂŒhr ihren Lebensraum nimmt.

Anfrage der Fraktion BĂŒrgerforum/GrĂŒne/QfW im Haupt- und Finanzausschuss am 12.08.2020

Nachdem die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Harz – die fĂŒr Quedlinburg zustĂ€ndige Genehmigungsbehörde – auf schriftliche Anfrage von Susan Sziborra-Seidlitz bestĂ€tigt hat, dass das FĂ€llen der Linden in der Lindenstraße nicht genehmigungsfĂ€hig ist, und die Verwaltung der Stadt Quedlinburg darĂŒber informiert war, stellt sich fĂŒr uns die Frage, welches Spiel die Stadtverwaltung hier mit der Bevölkerung und den gewĂ€hlten Volksvertretern spielt. Lesen Sie selbst:

Nach unserer Wahrnehmung hat die Verwaltung die an anderer Stelle schon kommentierte Farce einer Debatte ĂŒber den Antrag mehrer Fraktionen im Stadtrat am 16. Juli trotz der ihr zu diesem Zeitpunkt bereits vorliegenden EinschĂ€tzung der Genehmigungsbehörde veranstaltet, um ihr Ziel auf Biegen und Brechen durchzudrĂŒcken.
Das ist in unseren Augen ein unglaublicher Fall von Respektlosigkeit und TĂ€uschung gegenĂŒber dem Stadtrat und der Öffentlichkeit. So werden wir keinesfalls mit uns umgehen lassen!

Als ersten Schritt hat Susan Sziborra-Seidlitz fĂŒr unsere Fraktion im HFA folgende Anfrage gestellt:

„Anfrage der Fraktion BĂŒrgerforum/GrĂŒne/QfW im Haupt- und Finanzausschuss am 12.08.2020“ weiterlesen
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