Wenn wir uns an die vielfĂ€ltigen und teils widersprechenden Zeitungsmeldungen der letzten Monate zum Thema „Trinkwasser“ erinnern, dann sollte doch bald weicheres Wasser durch die Quedlinburger Wasserleitungen strömen. Tut es aber (noch) nicht!
Im letzten Jahr wurde nach einer BĂŒrgerversammlung im Rathaus seitens des OberbĂŒrgermeisters verkĂŒndet, dass dem mit groĂer Mehrheit geĂ€uĂerten Wunsch nach weichem Wasser selbstverstĂ€ndlich nachgekommen wird. Seitdem ist aber Ruhe um dieses Thema eingekehrt.
Wenn man alle Informationen der jĂŒngeren Vegangenheit zusammen nimmt, dann entsteht folgendes Bild:
Das Wasser, welches aus den Quedlinburger Brunnen aus einer Tiefe von rund 15-18 Metern im BrĂŒhl gefördert wird, kommt aus der Gegend um Blankenburg und wurde im Schnitt fast 50 Jahre in mineralhaltigen Gesteinsschichten gefiltert. Es hat nach Aussage des GeschĂ€ftsfĂŒhrers des „Zweckverband Ostharz“ (ZVO) im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung im Theaterrestaurant vor wenigen Jahren sehr hohe TrinkwasserqualitĂ€t und ist frei von biologischen Verunreinigungen und Keimen – wenn auch etwas hart.
Quedlinburg hat das seltene GlĂŒck, eigenes Wasser zu fördern, welches ohne weitere Aufbereitung in das Trinkwassernetz eingespeist werden kann. Und das geschieht seit ca. 130 Jahren! Das bedeutet vor allem UnabhĂ€ngigkeit, ArbeitsplĂ€tze in der Region und Hoheit ĂŒber die Preisgestaltung. Dieses Privileg hat kein Quedlinburger BĂŒrgermeister seither in Frage gestellt.
Dem BĂŒrgervotum folgend hat der ZVO offensichtlich bereits seit einiger Zeit in der BrĂŒhlbreite hinter der ehemaligen Raiffeisenscheune ein neues Wasserwerk mit mechanischen Filteranlagen projektiert, welches den HĂ€rtegrad deutlich reduzieren soll. Der Bau könnte wahrscheinlich recht zĂŒgig erfolgen … wenn, ja wenn da nicht Begehrlichkeiten von auĂen existieren wĂŒrden. Praktisch vor unserer HaustĂŒr möchte ein anderer groĂer Anbieter sein Wasser in das Versorgungsgebiet des ZVO verkaufen – die „Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz GmbH“. Es geht hier um das Wasser aus dem Talsperrensystem der Rappbode. Dieses ist, weil es sich im Wesentlichen um Regenwasser handelt, sehr weich – hat aber keine TrinkwasserqualitĂ€t. Damit es diese bekommt, wird es im Wasserwerk Wienrode chemisch und mit Zusatz von Mineralien aufbereitet. Ein Aufwand, der bei Quedlinburger Wasser nicht nötig ist.
Vermutlich wird in den kommenden Wochen endlich eine Entscheidung pro oder contra Quedlinburger Wasser fallen. Entsprechende Pressemeldungen hat es in der MZ in den letzten Wochen gegeben.
Wer auch immer am Ende entscheidet:
Wir, das BĂŒrgerforum Quedlinburg bitten Folgendes zu bedenken:
- Es wird in jedem Fall zukĂŒnftig weiches Wasser geben. Die Frage lautet also nicht „hart oder weich“.
- Wir sollten das Privileg und die 130-jÀhrige Tradition, in Quedlinburg mit minimalem Aufwand sehr hochwertiges Trinkwasser zu fördern und uns damit eine UnabhÀngigkeit in der Wasserversorgung zu erhalten, keinesfalls gefÀhrden oder leichtfertig wegwerfen.
- Ăber den ZVO, eine Einrichtung der öffentlichen Hand, können wir ĂŒber den Stadtrat Entscheidungen zu Preipolitik und Investitionen mitgestalten. Bei einem privaten Anbieter geht das nicht mehr.
- Der ZVO hat mit unserem Geld in den letzten Jahren sehr viel in die eigene Wasserversorgung investiert (Brunnen, Pumpen, HochbehÀlter usw.). Werfen wir doch dieses Geld nicht weg, sondern nutzen wir es und investieren wir weiter.
Eigentlich warten wir, die BĂŒrger, doch nur auf mehr Information zur Einleitung des „Weichwasser’s“ in unser Netz.
Wann ist es soweit?
Im letzten Stadtrat hat der OberbĂŒrgermeister bekannt gegeben, dass ab April der Probebetrieb des neuen Wasserwerkes beginnt. Ab Juni wird dann das gefilterte, und damit deutlich weichere Wasser in das Netz der Stadt geleitet.
Die Sitzungen des Stadtrates und auch der AusschĂŒsse sind ĂŒbrigens immer öffentlich. Nur ein sehr kleiner Teil der Tagesordnungspunkte muss aus rechtlichen GrĂŒnden nicht öffentlich besprochen werden. Schade, dass so weinig BĂŒrger davon Gebrach machen, sich aus erster Hand zu informeren. Und vor allen schade, dass die MZ, die immer anwensend ist, so lĂŒckenhaft informiert.