Veröffentlicht am März 14, 2021 von S. Kecke
Am 9. März nahm ich als Mitglied des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) die Gelegenheit der Akteneinsicht zum Thema FSE / Lindenstraße wahr. Die Akteneinsicht hatten mehrere Fraktionen des Stadtrates verlangt, um sich ein genaueres Bild über die bisherigen Abläufe zu machen.
Mich interessierten vor allem folgende Fragen:
- Welche Gründe haben dazu geführt, dass der Ausbau der Lindenstraße im Bereich der geschützten Allee in die Planungen aufgenommen wurde, obwohl er für den Bau des FSE keine Rolle spielt?
- Wer verfolgt dabei welche Interessen?
- Hat der Ausbau der Lindenstraße doch etwas mit dem FSE zu tun?
Im Technischen Rathaus in der Halberstädter Straße standen 8 Aktenordner zur Einsicht bereit. Dafür hatte ich eine Stunde Zeit, wie mir eine anwesende Mitarbeiterin der Stadtverwaltung mitteilte. Also nahm ich mir den ersten Ordner vor begann die darin enthaltenen Dokumente zu sichten. Die Ordner waren zwar außen beschriftet, aber weder erkennbar thematisch noch chronologisch geordnet. Sie enthielten auch alle möglichen Arten von Dokumenten, z.B. ausgedruckte e-Mails, Pläne, Stellungnahmen, Protokolle, Aktenvermerke usw.
Ein Inhaltsverzeichnis gab es leider nicht.
Die Stunde würde gerade so reichen, um alles durchzublättern, ohne sich groß einlesen zu können. Was sollte ich also tun, damit zumindest einige meiner Fragen beantwortet werden konnten?
Um es vorwegzunehmen: Ich habe nur 2 Ordner geschafft durchzublättern. Darin waren keine relevanten Dokumente zu finden (wenn ich nichts übersehen habe).
Die Erkenntnis des Tages war für mich dann völlig anders als erwartet.
Ich verbrachte einen Teil der Zeit damit, mich mit der anwesenden Mitarbeiterin der Verwaltung zu unterhalten, die sich als Sachbereichsleiterin vorstellte. Wir sprachen zwar über mehrere Themen, und nur kurz und scheinbar am Rande über die Lindenstraße, aber das sehr nette und interessante Gespräch lieferte mir mehr Antworten, als es die Dokumente in den Akten in der kurzen Zeit hätten tun können. Ein abschließendes kurzes Gespräch mit Herrn Malnati, dem Fachbereichsleiter, bestätigte meinen Eindruck. Bei beiden – und insbesondere bei der Sachgebietsleiterin – möchte ich mich herzlich für den Gedankenaustausch bedanken! Es war sicher für beide Seiten sehr interessant, hat Spaß gemacht und verdient eine Fortsetzung.
Nun zu meiner recht ernüchternden Erkenntnis:
Jede Diskussion über Details zum Projekt der Sanierung der Lindenstraße führt uns nicht weiter, denn die Handelnden seitens der Verwaltung folgen ihren Aufgaben, Gesetzen und Verordnungen und machen in der Regel dabei nur wenige Fehler. Sie sehen sich im Recht – und damit liegen sie nicht einmal falsch (Ich unterstelle a priori, dass persönliche Interessen und Korruption hier keine Rolle spielen).
Aber hier geht es nicht nur um eine rechtliche Bewertung.
Der Schlüssel zum Ändern der Pläne liegt im grundsätzlichen Umdenken (siehe auch Göpel: The Great Mindshift oder Göpel: Unsere Welt neu denken).
Er liegt im verinnerlichten Grundverständnis dafür, warum inzwischen so viele Menschen für eine andere Klimapolitik auf die Straße gehen und darauf aufmerksam machen wollen, in welche Katastrophe für uns und unsere Kinder ein „weiter so wie bisher“ führt.
Was wir und alle „Freunde der Lindenstraße“ verlangen, indem wir für den unbedingten Erhalt der Allee eintreten, ist leider für zu viele unserer Mitmenschen nicht nachvollziehbar und scheinbar irrational. Die Idee, auf altgewohnte Vorgehensweisen, die aus der eigenen Perspektive natürlich immer richtig waren, zugunsten des Überlebens unserer Kinder und Enkel zu verzichten – oder sie auch nur mal in Frage zu stellen – ist schwer vermittelbar und erzeugt allgemeines Kopfschütteln. Jede Diskussion über Details führt aus Erfahrung leider oft nur zur Verhärtung der Fronten.
Die Liste der Argumente, warum „wir im kleinen Quedlinburg die Welt und die Zukunft unserer Kinder nicht retten können“ ist endlos. Sich mit jedem einzelnen Argument auseinanderzusetzen demzufolge sinnlos.
Die einfache Antwort bezüglich der Lindenstraße müsste lauten:
In Anbetracht der unbedingten Erfordernis, jeden einzelnen gesunden Baum retten zu müssen, verzichten wir auf den grundhaften Ausbau dieses Teils der Lindenstraße und richten lediglich oberflächlich Fußwege, Radwege und Fahrbahn ohne Eingriff in den Wurzelraum der Bäume neu. Eventuelle Havarien am Leitungsnetz werden wie bisher punktuell bei Auftreten behoben, was bisher sehr gut funktioniert hat.
Wir müssen aber offenbar akzeptieren, dass sehr viele Menschen noch keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen ihrem und unserem täglichen Tun und den vor uns liegenden existenzbedrohenden Gefahren für das Überleben der Menschen erkennen. Rasantes Waldsterben, zunehmende Trockenheit, fortschreitender Artenschwund auf der ganzen Welt, Schädlingsbefall unserer Kulturpflanzen, das Aussterben der Apfel- und anderer Obstbäume in großen Teilen Deutschlands und vieles mehr wird immer noch nicht auf den Klimawandel und unser Handeln zurückgeführt. Man glaubt immer noch gern den Leugnern, weil es beruhigend ist und von eigener Verantwortung ablenkt.
Warum ist das so? Sollte unsere Gesellschaft im 21 Jahrhundert nicht gebildet, aufgeklärt und zu klugen Entscheidungen fähig sein? Sie ist es aber scheinbar noch nicht.
Die aktuelle Pandemie zeigt die Schwächen unserer Gesellschaft im Umgang mit Krisen wie unter einem Vergrößerungsglas. Das betrifft auch und besonders drastisch das Bildungssystem – den Schlüssel für Bildung und Aufklärung. Wie viele Menschen schon lange vermuten, versagt die föderale und von Partikularinteressen der Landespolitiker dominierte Bildung in unserem Land auf weiten Strecken. Da gibt es leider nichts zu beschönigen.
Aus dem Land der Dichter und Denker sowie der weltweit gefragten Ingenieure ist ein Land der Besserwisser, Bedenkenträger und des Mittelmaßes geworden. Freiheit wird allzu oft mit Verantwortungslosigkeit verwechselt – und am Klimawandel und seinen Folgen sind zuerst „die anderen“ schuld. Und leider betrifft er auch zuerst die anderen – aber sicher nicht mehr lange. Hinzu kommt, dass Teile der Bevölkerung auf „Rattenfänger“ hineinfallen, die ihnen weismachen wollen, dass die globale Aufgabe mit lokalen und nationalistischen Mitteln gelöst werden könnte. Dahinter verbergen sich neben Wissensverweigerung leider häufig persönliche und teilweise sehr gefährliche Interessen unterschiedlichster Gruppierungen.
Was können wir also tun, um die Linden in der Lindenstraße im kleinen und für die Welt eher unbedeutenden Quedlinburg zu retten und damit ein Zeichen für Verantwortung zu setzen? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Wissen Sie es?
Danke für die gute Recherche! Auch wenn für die Stadtverwaltung alles auf normalen Verfahrwnsweg abgelaufen ist: warum wurde den Stadtratsmitgliedern falsche Aussagen gegenüber gemacht, die angeblichen Baumfällgenehmigungen vom LK betreffend? Wer profitiert direkt/indirekt von den Baumaßnahmen (die CDU steht bundesweit gerade da nicht so im günstigen Licht – ein Schelm, wer Böses dabei denkt)? Ganz zu schweigen von den zu erwartenden Bau- und laufenden Kosten. Das Gesamtpaket ist mit allen seinen Schattenseiten sehr beleuchtungsbedürftig – sonst gehen die Quedlinburger früher oder später baden – aber leider nicht im Wasser.
lindenstraße – der ausbau der straße (notwendigkeit?) ist mir naja – die bäume: diese sind durch viele veränderungen geschwächt : 1 fahrzeugaufkommen(bodenverdichtung)-2 kronen“pflege“ – 3 abseckung grundwasser(tiefbrunnen brühl) – 3 auch alter – 4 veränderungen sind an jungaustrieben im unteren stammbereich erkennbar – ICH bin IMMER für den erhalt von historischen strukturen – wie viel totholzabruch hat schon schaden angerichtet ? wieso ist KEIN sanierungsplan vorhanden ? siehe ALLE ballenstedt – achso ein kunstrasen sportplatz in der lindenstraße ist gut für den co2 haushalt+??? (wird finanz.durch stadt qlb unterstützt)(hoffe ein nachhaltiges granulatfreies system)- nunja was tun ? ?? politisch oder
fachlich nachhaltig endscheiden – nicht einfach