Mit Bezug auf einen sehr interessanten Artikel auf der Webseite der Deutschen Welle „2040 – Wie sind wir dann klimaneutral unterwegs?“ mĂŒssen wir uns dieser Frage auch in Quedlinburg stellen.
Es gibt zweifellos bereits AnsĂ€tze. Der Stadtrat hat Quedlinburg zur fahrradfreundlichen Stadt erklĂ€rt, die Stadtverwaltung entwickelt das Stadtentwicklungskonzept mit Blicke auf die Planungen zum Landesradverkehrsnetz Sachsen-Anhalt weiter, in der ReichenstraĂe wird im Zuge der Sanierung eine Möglichkeit der Vereinbarkeit von historischem StraĂenpflaster und dessen Befahrbarkeit mit dem Fahrrad erprobt, und mit dem Ausbau der neuen R1-Schleife durch Quedlinburg wurde zwischen Neinstedt und Quedlinburg begonnen (vorbereitende Arbeiten, Planungen, Fördermittelantrag etc.).
Das sind alles gute AnsĂ€tze. Nach meinem Geschmack werden sie viel zu wenig in der Ăffentlichkeit und damit in der Bevölkerung wahrgenommen und diskutiert. Wenn man all diese und weitere AktivitĂ€ten besser verknĂŒpfen und kommunizieren wĂŒrde, könnte das die langwierigen Prozesse wahrscheinlich beschleunigen und um gute Ideen bereichern. Mir fehlt auch die Sichtbarkeit des ADFC und anderer VerbĂ€nde in Quedlinburg.
Zur klimaneutralen Verkehrswende gehört aber mehr als die Entwicklung von Radwegen
Wie im oben zitierten Artikel nachzulesen ist, gehören zur klimaneutralen Verkehrswende neben der StĂ€rkung des FuĂ- und Radverkehrs ebenso das Neudenken des öffentlichen Nahverkehrs und die Reduzierung des fahrenden und ruhenden motorisierten Individualverkehrs.
Ja, ich weiĂ: Es fĂ€llt vielen schwer, sich auch nur gedanklich vom einstigen hart erkĂ€mpften Wohlstandssymbol, dem eigenen PKW, zu trennen. Soweit bin ich selbst auch noch lange nicht. Obwohl ich es ganz gern tun wĂŒrde. Aber im Moment geht es einfach im lĂ€ndlichen Raum, in dem wir hier leben, noch nicht. Es fehlen Alternativen.
Denn ein Ziel hat auch die klimaneutrale Verkehrswende: Die individuelle MobilitĂ€t soll nicht eingeschrĂ€nkt werden. Auch wenn wir ernsthaft ĂŒber das Vermeiden ĂŒberflĂŒssiger Fahrten nachdenken mĂŒssen – genau so, wie wir ĂŒber das Energiesparen nachdenken mĂŒssen.
Wenn wir die Quedlinburger Innenstadt den Menschen als Lebensraum zurĂŒckgeben und damit Handel und Gastronomie stĂ€rken wollen, dann mĂŒssen Lösungen gefunden werden, wie sich alle – Alte wie Junge – in der Stadt bewegen können. Ein Nahverkehrsnetz mit kurzen Taktzeiten als Kernelement wĂ€re – ergĂ€nzt um weitere AnsĂ€tze – notwendig. Und es mĂŒsste preiswert sein. Am besten ein Jahresticket fĂŒr z.B. 365 Euro, wie es andere StĂ€dte (z.B. Wien) bereits anbieten.
So etwas lĂ€sst sich sicher nicht rein privatwirtschaftlich darstellen. Aber eine lebenswerte und menschenfreundliche Stadt muss stĂ€rker als bisher Teil der Daseinsvorsorge der Gesellschaft sein. DafĂŒr wĂŒrde ich auch gern meine Steuern bezahlen.
Auch werden wir das Problem nicht auf kommunaler Ebene und allein lösen können. Hier sind politische Weichenstellungen auf europĂ€ischer, Bundes- und Landesebene notwendig, die es sicher frĂŒher oder spĂ€ter geben muss und wird.
Liebe Quedlinburgerinnen und Quedlinburger:
So lange mĂŒssen wir aber nicht tatenlos warten!
Lassen wir die Stadtverwaltung und die Kommunalpolitik mit dieser groĂen Aufgabe nicht allein. Bringen wir uns doch alle ĂŒber alle verfĂŒgbaren KanĂ€le in die Diskussion um die lebenswerte Zukunft unserer Stadt ein. Wir tun das fĂŒr uns, unsere Kinder und Enkel.
Und jetzt lesen Sie den oben verlinkten Artikel noch einmal durch die Brille eines Quedlinburgers und lassen Sie sich inspirieren.